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Was ist Psychotherapie?

Bevor wir diese Frage beantworten, müssen wir erst einmal die grundsätzlichen Unterschiede zwischen der Psychologie, Physiotherapie und Psychotherapie klären:

Psychologie ist ein breit gefasster Fachbegriff und behandelt menschliches Erleben und Verhalten, die Lebensentwicklung sowie innere und äußere Ursachen und Bedingungen menschlichen Verhaltens. Dabei ist Psychologie eine empirische Wissenschaft. Empirisch bedeutet, dass die Erkenntnisse dieser Wissenschaft auf Daten nachvollziehbarer, überprüfbarer und wiederholbarer Studien beruhen.

Die Physiotherapie hat mit der Psychotherapie nichts zu tun, aber die ähnliche Schreibweise führt oftmals zu Verwirrung. Während „Psycho“ den Geist behandelt, wirkt „Physio“ auf den Körper ein. Die manuelle Therapie zum Lösen von Verspannungen und Blockaden, oder zur Wiederherstellung von Beweglichkeit nach Unfall usw. sind die bekanntesten Felder der Physiotherapie.

Die Psychotherapie nutzt die Wissenschaft der Psychologie zur Behandlung von Erkrankungen und Störungen der Psyche. Die bekanntesten Erkrankungen sind beispielsweise Angststörungen oder Depressionen, im schlimmsten Fall Psychopathie oder Borderline Persönlichkeitsstörung.

Über Jahre ausgebildete Psychologen, welche die Weiterbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten absolviert haben (vergleichbarer Aufwand einer Facharztausbildung), dürfen Diagnosen ebenso stellen wie Ärzte, welche beispielsweise die Facharztausbildung zum Psychiatrischen Psychotherapeuten absolviert haben. 

Sie erkennen bereits, dass es einen Unterschied zwischen Psychologen und Psychiatern gibt! Ein Psychiater ist ein Arzt, der ebenfalls Psychotherapie studiert hat und zudem Medikamente wie Psychopharmaka verschreiben darf. Ein Psychologe darf keine Medikamente verschreiben!

In der Psychologie gab es lange Zeit Irritationen, weil der Begriff „Therapeut“ bis heute nicht geschützt ist. Jeder darf sich irgendwie „Therapeut“ nennen. Zudem ist das Feld der Psychologie weit gefasst: es gibt Wirtschaftspsychologen, Kinderpsychologen, Sozialpsychologen und viele mehr. Jeder arbeitet als Fachfrau oder Fachmann in seinem Bereich. Leider gibt es auch Menschen, die nur einen einzigen winzigen Teil der Psychologie in Kursen lernen (ohne Studium), zum Beispiel eine Variante der Gesprächsführung, und sich dann „Gesprächstherapeut“ nennen. 

Aktuell bekannt sind „Waldtherapeuten“, welche an einem Wochenende die positive Wirkung von „Waldachtsamkeit“ erlernt haben. Um in diesem Dschungel Klarheit zu schaffen, hat der Gesetzgeber das Psychotherapeutengesetz erlassen und dort klar festgelegt, was man lernen muss, um den approbierten Beruf des „Psychologischen Psychotherapeuten“ zu erlangen. Ob dieser umständliche Begriff für Klarheit sorgt, müssen Sie selbst entscheiden.

Wir empfehlen Ihnen, bei Problemen mit der Psyche unbedingt einen „Profi“ aufzusuchen, denn nichts ist schlimmer, als eine nicht oder falsch diagnostizierte psychische Erkrankung. Wie oben erwähnt, dürfen nur psychologische oder psychiatrische Psychotherapeuten Diagnosen stellen. Warum wir Heilpraktiker der Psychotherapie nicht empfehlen können:

Um in Deutschland Heilpraktiker zu werden genügt ein Hauptschulabschluss, ein (sauberes) polizeiliches Führungszeugnis und die Teilnahme an einem 60 Fragen Multiple-Choice-Test mit gleichlautender mündlicher Überprüfung. Ein Heilpraktiker der Psychotherapie hat noch weniger Anforderungen: hier genügt ein Test mit 28 Fragen!

Eine weitergehende Ausbildung ist nicht vorgesehen, nicht verpflichtend und wird auch nicht nach einheitlichen Qualitätsstandards überprüft. Ergo: fast jeder kann Heilpraktiker werden.

  • Abitur oder vergleichbar
  • universitäres Diplom-Studium der klinischen Psychologie, oder Masterabschluss
    (neu: Masterabschluss im Studiengang Psychotherapie)
  • 2x ein halbes Jahr klinisches Praktikum
  • 600 Theoriestunden in einem anerkannten Ausbildungsinstitut, danach
  • 600 praktische Therapiestunden am Patienten, dabei
  • 200 Stunden Supervision durch Fachkollegen
  • erarbeiten von 2 „großen“ und 4 „kleinen“ Prüfungsfällen, schriftliche Zusammenfassung nach empirischen Maßstäben mit ausführlicher Therapieform und Diagnosebegründung
  • schriftliche Prüfung (nur zum Teil Multiple-Choice) aus allen Gebieten der Psychologie mit 80 Fragen
  • mündliche Einzelprüfung zu den eingereichten Prüfungsfällen mit weitergehenden Wissensfragen
  • mündliche Gruppenprüfung mit weitreichenden Wissensfragen auch zu fremden Prüfungsfällen
  • polizeiliches Führungszeugnis
  • Lebenslauf
  • ärztliches Attest über gesundheitliche Eignung zur Berufsausübung
  • Nachweis über vorhandene Berufshaftpflichtversicherung mit ausreichender Deckung
  • Diplomurkunde, Approbationsurkunde, Arztregistereintrag

Während der gesamten Ausbildung erhält man meist kein Gehalt und muss mindestens für die Ausbildung am Institut Gebühren bezahlen. Die Ausbildung kostet mehrere zehntausend Euro. Hinzu kommen viele weitere zehntausend Euro zur Übernahme und Einrichtung einer Praxis.

Die Psychotherapie hat sich über hundert Jahre wissenschaftlich weiterentwickelt. Zuerst gab es die Psychoanalyse nach Sigmund Freud, aus der die tiefenpsychologisch orientierte Psychotherapie hervorging. In den 70er Jahren wurde die systemische Therapie begründet. Die Verhaltenstherapie ist die modernste Form der Psychotherapie, welche sich ausschließlich an empirisch überprüften wissenschaftlichen Verfahren orientiert.

Während man in Kinofilmen immer noch Menschen auf der Couch liegen sieht, die von Konflikten der Kindheit zum „Über-ich“ sprechen, also die Psychoanalyse nach Freud nachspielen, befinden wir uns bereits 100 Jahre weiter! Im Filmbeispiel repräsentiert die Verhaltenstherapie den jungen Quartiermeister „Q“ aus dem James Bond Film „Skyfall“, der da sagt: „So etwas machen wir eigentlich nicht mehr“. Eine Couch in unserer Praxis dient nur der Schulung von Entspannungsverfahren oder dient der Therapeutin zur Entspannung zwischen zwei Sitzungen.

Was in der Kindheit war, interessiert nur manchmal. In der Verhaltenstherapie erlernen Sie Maßnahmen, um Ihre psychische Erkrankung zu lindern, damit besser umzugehen und im besten Fall problemfrei damit zu leben! Verhaltenstherapie bedeutet viel mit und an sich arbeiten, um Wege aus der Krise selbst zu erschaffen. Die Psychotherapeutin kann Sie nur anleiten und begleiten. Den Weg in ein besseres Leben und Erleben gehen Sie selbst!